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Samstag, 11 Oktober 2014 19:06

Laufenburg als Ausgangspunkt der Aargauer Schifffahrt auf dem Rhein

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Auf dem aargauischen Teil des Hochrheins betreibt der Verkehrsverein Laufenburg zwischen Bad Säckingen und Bernau seit 16 Jahren ein kleines und originelles Fahrgastschiff. Wie kam es dazu? Silvia Blaser ist auf der heutigen, öffentlich ausgeschrieben Fahrt Schiffsführerin und weiss wie keine andere Person Bescheid über die Laufenburger Schifffahrt auf beiden Seite des Rheins: "Der damalige Stadtammann Alfred Kuratli war ein richtiger Schiffsliebhaber. Er kaufte das Schiff 1998 den Waldshutner nach der dortigen Ausrangierung ab und schenkte es dem Verkehrsverein Laufenburg. Ich war damals Leiterin des Verkehrsbüros und kam so zur Schifffahrt, die mich bis heute fasziniert. Am Steuer stehe ich seit 13 Jahren". Im Jahr befördert die "Stadt Laufenburg" rund 4 000 Personen und steht bis zu 150 Tagen im Einsatz.

Erbaut wurde das Schiff in der Bodanwerft in Kressbronn als motorisierte Übersetzfähre: 1964 kam sie als MS Stadt Waldshut als zweites Schiff in der Geschichte der Schifffahrt in Waldshut in Betrieb*. Der Charakter der Fähre ist bis heute erhalten geblieben: die Fahrgäste nehmen auf Bänken, die entlang der Schale eingebaut sind, Platz und umrahmen so die Schiffsführerin oder den Schiffsführer. Vier Männer und zwei Frauen stehen ehrenamtlich als Schiffsführer im Einsatz, auch Silvia Blaser: "Ohne diesen Idealismus ginge es nicht." Sie selbst führt heute das Hotel Bahnhof, andere sind Ingenieure, Lehrer und Unternehmer.

Das Schiff ist in diesem Jahr 50 Jahre alt. Seit der Revision von 2013 ist das Schiff laut geworden. Blaser: "Dieses Problem werden wir versuchen zu lösen. Ausserdem wird der Innenausbau verbessert mit roten Bankkissen und zwei schönen Chriesiholztischen wie auf dem MS Schwan", ergänzt sie schmunzelnd. Macht die Konkurrenz vom deutschen Ufer mit dem doch einiges grösseren Fahrgastschiff Löwe von Laufenburg von Jürgen Schroff nicht zu schaffen? Blaser winkt ab: "Nein, im Gegenteil, wir arbeiten gut und oft zusammen, weil wir uns in erster Linie als Dienstleister verstehen und alle grösseren Gruppen ganz spontan ans deutsche Ufer vermitteln. Umgekehrt bildete Jürgen einen Teil unserer Schiffsführer aus und steht mit Rat und Tat immer zur Verfügung.“

Unterdessen unterqueren wir die 1912 von Robert Maillard gebaute Betonbrücke stromabwärts. Hier stossen der Tafeljura und die Tektonik des Schwarzwaldes aufeinander und formen eine eigenwillige Landschaft. Bis zum Bau des Kraftwerkes Laufenburg (1904-1914) war hier eine Schlucht mit gefährlichen Stromschnellen, der sog. „kleine Laufen“ auf dem Rhein. Nach dem Bau des Stauwehres hob sich der Wasserspiegel um 10 Meter und die Stromschnellen „verschwanden“. Gleich unterhalb von Laufenburg haben wir mit ca. 60 Metern aber immer noch die engste Stelle des Hochrheins. Damit das Wasser durchfliesst beträgt hier die Tiefe des Rhein rekordmässig bis 40 Meter. „Mit dem Tiefgang haben wir nie Probleme; allerdings können wir bei zu grossem Wasserdurchfluss die Schleuse Laufenburg nicht mehr befahren,“ ergänzt Silvia Blaser. Insgesamt können die Laufenburger Schiffe 16 Kilometer befahren; die Strecke wird durch die zwei Rheinkraftwerk Albbruck (bei Rhein-km 112) und Rheinkraftwerk Bad Säckingen (Rhein-km 128) begrenzt. Ziemlich genau in der Mitte dieser Strecke liegt das mittelalterliche Habsburgerstädtchen Laufenburg, das erst seit 1802 in eine deutsche und eine schweizerische Stadt geteilt ist.

Laufenburg ist eine Zwillingsstadt mit zwei ebenbürdigen, mittelalterlichen Altstädtchen, ein schweizerisches (links im Bild) und ein deutsches, getrennt durch den Rhein, verbunden durch eine altehrwürdige Brücke aus dem Jahr 1912, auf der regelmässig gemeinsame Feste gefeiert werden. Silvia Blaser steuert die "Stadt Laufenburg" durch Brückenbögen, vorbei an Strudeln und kehrt auf der stündigen Sonntagsrundfahrt vor dem Kraftwerk Laufenburg um. Das MS Löwe von Laufenburg vor der pittoresken Kulisse von Laufenburg. Das Schiff legt am deutschen Ufer an, im Hintergrund die Schweizer Altstadt im Gegenlicht. Bild 1 S. Blaser, Text und übrige Bilder H. Amstad

Hinweis: Die Schiffs-Agentur bietet am Sonntag, 18. Januar 2015 eine exklusive Winterfahrt mit beiden Schiffen an. Reservieren Sie sich den Termin (Anmeldung hier).

*) Technische Daten MS Stadt Laufenburg: 30 Plätze Fassungsvermögen, 9.5 t Verdrängung, 12 m lang, 4 m breit, Motor Volvo Penta mit 62 kW Leistung

 

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